Die Forderung nach Selbstorganisation und Eigenverantwortung kommt im agilen Kontext ziemlich selbstverständlich daher. Dass es alles andere als selbstverständlich ist, sondern mit enormen Veränderungen auf allen Ebenen einhergeht, wurde im Blog bereits aus mehreren Perspektiven thematisiert. Selbstorganisation, Agilität und Eigenverantwortung brauchen eine Grundlage, auf der sie wachsen und gedeihen können – das richtige Kultursubstrat.

Von der Fremdorganisation zur Selbstorganisation: Schritt 1

Agilität ist Zukunftsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit einer Organisation hängt immer stärker davon ab, dass ein zunehmender Teil der Beschäftigten ständig mitdenkt und eigenständig die jeweilige Situation und Problemdimension bewertet sowie im Interesse der Organisation wohlwollend handelt. Dazu ist schlicht und ergreifend Transparenz erforderlich. Denn nur gut informierte Mitarbeitende und Teams sind in der Lage, das Interesse der Organisation richtig einzuschätzen und gute Entscheidungen zu treffen. Transparenz ist die Grundlage, um diese Entscheidungsfähigkeit zu leben.

Selbstorganisation braucht Transparenz. Transparenz ist Führungsaufgabe.

„Bei uns findet alles hinter verschlossenen Türen statt…“

Während einerseits der Ruf nach Selbstorganisation und Agilität durch die Flure schallt, bleibt andererseits vieles, wie es ist – zwischen Anspruch (Agilität, Agilität, Agilität!) und Realität können Welten liegen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Unternehmerische Agilität und Selbstorganisation sind mit verschlossenen Türen nicht vereinbar. Im Gegenteil: Wenn in puncto Transparenz und Offenheit alles beim Alten bleibt, entsteht eine massive Dissonanz und enttäuschte Erwartungen sind vorprogrammiert.

Wie bei einer Pflanze, die Licht, Luft und Wasser braucht, ist Selbstorganisation von Transparenz und Vertrauen abhängig. Das ist das Kultursubstrat, damit Selbstorganisation und selbstorganisierte Teams entstehen, wachsen und wirken können.  

Selbstorganisation und Agilität: Chefsache!

Wenn es um Selbstorganisation geht, sind Führende gefragt, der Prozess ist eng verzahnt mit New Leadership. Werte wie Vertrauen, Offenheit und Transparenz können nur von Führungskräften gesendet und gelebt werden, um im Team Wirkung zu entfalten. Sonst bleibt alles wie es ist!! Die Basis ist Vertrauen. Ohne Vertrauen keine Transparenz. Ohne Transparenz keine Selbstorganisation. Ohne Selbstorganisation keine Agilität.

Selbstorganisation ist ein Erfolgsfaktor.

Agile Organisationen sind nicht erfolgreich, weil sie Hierarchien abbauen, sondern weil sie entschlossen das Neue auf den Weg bringen. Das Entscheidende liegt darin, dass mutige Vorbilder den Prozess anstoßen, in dem sie das Gewohnte verlassen. Sie sind die Speerspitze.

Im Praxisalltag gibt es zahlreiche Indizien dafür, dass Agile oder New Leading im Gesamtkonstrukt unterschätzt wird und Vorreiter sowie Vorbilder fehlen. Agilität ist Chefsache! Die Themenreihe „Leading im agilen Kontext“ sind Denkanstöße das Führungshandeln im Alltag konstruktiv-kritisch zu reflektieren und aus Reflexionen zu lernen. In den letzten Beiträgen wurden Stolpersteine auf dem Weg zur Selbstorganisation beleuchtet.

Der Text beinhaltet Gedanken und Impulse aus diesen Quellen:

von Ameln, F. / Wimmer, R. (2016). Neue Arbeitswelt, Führung und organisationaler Wandel. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie
(GIO), 47(1), 11–21. doi.org/10.1007/s11612-016-0303-0

Kauffeld, S. (Hrsg.). (2019). Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor:  Mit 42 Tabellen (3. Auflage). Berlin, Germany: Springer.

Nerdinger, F. W. / Blickle, G. / Schaper, N. (2019) Arbeits- und Organisationspsychologie (4. Auflage). Berlin, Germany: Springer.